Leseprobe


Verve-Cover, Getz/Gilberto, featuring Antonio Carlos Jobim

Exotik im Bad :
Klausur für den Bossa Nova

João Gilberto


 

Jobim oder Gilberto? Wem man die Urheberschaft auf den brasilianischen Musikstil Bossa Nova zusprechen will, ist nicht so einfach zu schreiben. Das wird aus der Betrachtungsperspektive wohl eher entschieden als bei einer Suche nach einem historischen Fixpunkt.
Während Gitarristen den Begründer sicher in ihrem Zunftgenossen João Gilberto sehen möchten, neigt man allgemein dazu, Antonio Carlos Jobim (1927-1994) aufgrund der Vielzahl seiner Bossa-Kompositionen zu nennen. Auch andere haben ihren Teil dazu beigetragen wie etwa der brasilianische Poet, Textdichter und Sänger Vinícius de Moraes. Das Gemisch von Ursachen ergänzt sich wohl auch mit den gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Verhältnisse in Rio de Janeiro der 1950/60er Jahre, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass Musik- und kulturelle Experimente sukzessive zu Veränderungen führten und damit zu einem extravaganten, einmaligen Musikstil gelangten. Dass der Kern dieses historischen Moments in Variation immer wieder gleich oder ähnlich erzählt wird, ist einigen prägnanten Musikstücken geschuldet, die fortan ihre Reise über den Globus machten.
Doch bevor noch die Bossa-Welle über die Grenzen ihres geografischen Ursprungs schwappte, wo die Musikszene von international wenig bedeutenden Samba- und Popmusikern geprägt war, hatte sich Gilberto bereits einen Namen als Sänger und Gitarrist gemacht. Dem Vernehmen nach war er ein Zeitgenosse mit eigenwilligen Verhaltens- und Charakterzügen - betont wird seine unberechenbare Spontaneität, die man als Unzuverlässigkeit deuten muss, als eigenbrötlerisch -, vielleicht als Folge aus seiner selbst erwählten Einsamkeit.
zurück zum Inhalt Den vollständigen Artikel lesen Sie in Gitarre aktuell 139-II/19 S. 19-21