CDs

Gerhard Litterst
Django Today (III)

Gipsyjazz - Jazz der Sinti und Manouches oder: Djangos Erben
Ist das Jazz? Man wird diese Frage vermutlich noch in hundert Jahren stellen und sie nicht beantworten, wenn stattdessen auf das Genre "Gipsy-Jazz" verwiesen wird. Ein herrliches Phänomen, das zwischen den Stilen steht und gleichwohl dem Hörer als auch dem Spieler äußerstes Vergnügen bereitet.
Die Musiksparte, die in der Folge von Django Reinhardts und Stephane Grappellis dominantem Wirken in den 1930er und folgenden Jahrzehnten entstanden ist, füllt sich auch heutzutage mit immer wieder neuen fantastischen Solisten, Gruppen und demzufolge Tonträgern, so dass man leicht die Übersicht verlieren kann.
Der Musikjournalist Gerhard Litterst legt jetzt in dritter Folge CD-Aufnahmen aus diesem Genre vor, die interessanterweise nicht nur jüngste Einspielungen sind, sondern auch Schätze aus den Studio-Archiven.
Eine Schatzhebung
wie viele Wiederveröffentlichungen aus dem MPS-Katalog. Der französische Geiger Stephane Grappelli reiste 1975 von Paris in die Schwarzwaldidylle Villingen, um in Hans-Georg Brunner-Schwers Wohnzimmer-Studio in entspannter Atmosphäre an den Saitenswing seiner Erfolgsjahre mit Django Reinhardt anzuknüpfen.
In Frankreich
ist der in Straßburg lebende Gitarrist eine Vaterfigur der Swing-Manouche-Szene. In Deutsch­land ist sein Name vor allem mit dem Erfolg des Ensembles Hot Club Da Sinti Anfang der 1980er Jahre verbunden. Tchavolo Schmitts unverbrüchliche musikalische Heimat ist der Swing a la Django Reinhardt. Seine neuen Einspielungen »Miri Chterna« (Meine Sterne) sind ein sympathisches, nostalgisches Album voller tief empfundener Musikalität, unaufgeregt, authentisch, ohne modische Avancen und Marktgeschrei.
Mit Bastien Ribot
bereichert ein weiterer Jazzviolinist die französische Jazzszene und deren bemerkenswerte Tradition auf diesem in der internationalen Jazzhistorie ansonsten eher unterrepräsentierten Instrument. Mit seinem Trio (Laurent Coulondre, Hammond-B3-Orgel, Gautier Garrigue, Schlagzeug) und gelegentlichen Gastsolisten öffnet er einen epochenübergreifenden, bunt-diversifizierten Strauß an großen Kompositionen, die alle einen mehr oder weniger intensiven Kontext zur Violine haben.
Übergreifend betrachtet
kennzeichnet die dritte CD des Augsburger Jazzgeigers Sandro Roy sowohl im eigenen (5 Stücke) wie auch im fremden Material (10 Stücke) melodiestarke Themen (bei letzteren überwiegend: popularmusikalischer Provenienz), die süffig und leichtköstig von Roy und seiner Working Band Unity oder alterierenden Besetzungen mit kompetenten Gastsolisten dargeboten werden. Sven Jungbeck ist der Gitarrist von Roys Unity Band, der in acht Titeln - darunter die drei Gastauftritte Bireli Lagrenes - präzise Rhythmus- und Begleitarbeit verrichtet - ohne exponiert zu werden.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in Gitarre aktuell 144-I/23 S.22-25